Hier finden Sie Informationen zum offenen Bücherschrank am Neckar:
Seit Ende 2010 hängt an unserer Garagen-Rückwand ein kleiner, so genannter offener Bücherschrank (Wikipedia). Unter dem Motto „Nehmen Sie sich ein Buch mit oder stellen Sie eines hinein – ganz wie Sie wollen“ können dort kostenlos Bücher abgestaubt oder weitergegeben werden. Da der Schrank direkt am Spazierweg in der Nähe des Tennisplatzes und des Wasserkraftwerks hängt, schaut täglich im Durchschnitt mehr als ein Dutzend Leseratten neugierig hinein. Von Zeit zu Zeit sind auch Zeitschriften im Schrank. Die Spaziergänger haben ihn „Das Bücherschränkle“ getauft.
Seit August 2015 ist das Bücherschränkle auch Teil des weltweiten Netzwerks Little Free Library und von der internationalen Organisation als sechster öffentlicher Bücherschrank in Deutschland offiziell anerkannt.
Bei der gemeinnützigen internationalen Organisation sind über 15.000 solcher Bücherschränke auf der ganzen Welt gelistet. Wir sind offizielle „Stewards“ des Bücherschränkles bei der Organisation.
Die Entstehung des neuen Bücherschranks
Der alte „Büchertausch am Neckarufer“.
Ursprünglich hing probeweise ein alter Küchenschrank mit Dach an der Garage. Nach anfänglicher Skepsis, ob er in einer Kleinstadt überhaupt angenommen wird (er wurde – und wie!), bastelte ich 2015 einen Nachfolger – unter tatkräftiger Mithilfe von Kater Frodo…
Die Motivation, einen Bücherschrank zu betreiben
Hinter offenen Bücherschränken steckt eine einfache Idee – aber auch eine interessante Philosophie (mithin also eine „Liebe zur Weisheit“). Sie entstanden wohl vor 25 Jahren als Kunstprojekt, breiteten sich dann schnell rund um die Welt aus.
Unsere Motivation war zunächst, eigene Bücher weiterzugeben. Mitten in der Nacht aufstehen, schwere Kisten erst ins Auto und dann in eine Flohmarkthalle schleppen, dort stundenlang ausharren – um gerade einmal die Kosten für Essen, Standgebühr und Kaffee herauszubekommen? Oder alles nach Kilo abgerechnet verkaufen? Am Ende Bücher in die Altpapiertonne werfen?
Da musste es doch eine bessere Möglichkeit geben. Ich erinnerte mich an ein Wochenende auf einem Campingplatz im Allgäu, wo Bücher und Zeitschriften unter den Campern in einer alten Telefonzelle getauscht werden konnten.
Unser Schrank war schnell an die Wand geschraubt – und siehe da, nach wenigen Tagen wurden nicht nur Bücher herausgeholt, sondern auch welche abgegeben.
Was das mit Philosophie zu tun hat? Schnell reifte die Erkenntnis, dass es schön ist, wenn man etwas so wertvolles wie ein Buch an Menschen weitergeben kann, die sich darüber freuen – oder eben diesen Austausch fördert. Die Glückforschung sagt zudem sinngemäß, Tun trägt mehr zum Glücklichsein bei als haben.
Apropos haben: Meistens haben wir recht viele Bücher. Wir lagern einige im Haus, damit der Schrank nicht so vollgestopft ist. Besonders in der Urlaubszeit wird es jedoch manchmal dünn, was die Auswahl angeht. Wenn Sie also Bücher haben (keine Fachbücher, keine religiösen oder politischen Schriften – aber so ziemlich alles andere), stellen Sie sie doch einfach in den Schrank. Wir freuen uns – und viele Spaziergänger am Neckarufer auch!
Erfahrungen aus vielen Jahren Bücherschrank
- Das Bücherschränkle ist immer gut gefüllt, weil ständig Bücher vorbeigebracht werden. Am schnellsten sind natürlich aktuelle Bestseller, moderne Kochbücher und Ratgeber wieder im Umlauf. Veraltete Fachbücher, Reiseführer und Lexika nimmt kaum jemand mit.
- Das Bücherschränkle macht seit Jahren bei „Bookcrossing“ mit. Wir senden Bücher auf die Reise und erhalten auch öfter mal Bücher von anderen „Bookcrossern“. Die Idee dahinter ist, dass ein gelesenes Buch gekennzeichnet und kostenlos weitergegeben wird. Der „Bookcrosser“ kann dann verfolgen, wohin sein Buch reist.
- Zu Beschädigungen kam es schon. Wir hatten eine „Bedienungsanleitung“ in einem Rahmen mit Glasscheibe an der Seite angebracht. Die Scheibe wurde eingeschlagen. Ein Mal hat jemand an Silvester ein Buch herausgenommen, es zerfetzt und am Neckarufer angezündet. Wenn man bedenkt, dass das Bücherschränkle seit 2010 unbeobachtet an einem gut frequentierten Spazierweg hängt, sind diese kleinen Ärgernisse nicht der Rede wert. Wir führen sie hier nur auf, weil sehr oft die Befürchtung geäußert wird, dass das regelmäßig passieren würde. Tut es nach unserer Erfahrung nicht.
- Ärgerlicher ist eher, dass immer wieder versucht wird, religiöse Schriften über das Bücherschränkle zu verbreiten. Manchmal werden entsprechende Broschüren oder Flyer hineingestopft, gelegentlich werden sie sogar in Büchern versteckt. Nach Rücksprache mit den entsprechenden Religionsgemeinschaften sind es wohl Einzelpersonen aus ihren Reihen, die einen missionarischen Anspruch haben und Seelen retten möchten.
Kooperationen
Manche Bücher kommen nach einigen Wochen wieder zurück. Nach mehreren Durchläufen werden sie zu Ladenhütern – obwohl es durchaus interessante Titel sind. Deshalb würden wir uns freuen, wenn wir unsere Buchbestände mit anderen Bücherschrank-Betreibern oder „Stewards“ austauschen könnten.
Noch mehr Infos
Wenn Sie die Idee spannend finden, schauen Sie doch mal hier (Infos und Tipps zu offenen Bücherschränken).