An der Business School Alb-Schwarzwald diskutierten Expertinnen und Experten von Schulen und Unternehmen miteinander.

Business as (un)usual: Was Unternehmen und Freie Schulen voneinander lernen können

Motivierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Zukunft

An der Business School Alb-Schwarzwald diskutierten Expertinnen und Experten von Schulen und Unternehmen miteinander.
An der Business School Alb-Schwarzwald diskutierten Expertinnen und Experten von Schulen und Unternehmen miteinander. Frank Börnard vom Steinbeis-Beratungszentrum impulse.ideen.innovationen moderierte den Workshop.

Kreis Rottweil. „Was können Freie Schulen und Unternehmen voneinander lernen?“ – diese Frage stellten sich Experten aus Bildung und heimischen Firmen beim „Forum Personal: Intrinsische Motivation und neue Konzepte“ an der Business School Alb-Schwarzwald in Rottweil. Eingeladen hatten das Steinbeis-Beratungszentrum impulse.ideen.innovationen und „ZUKUNFT ENTWICKELN“.

Bei der losen Reihe „Forum“ an der Business School Alb-Schwarzwald treffen sich Praktiker verschiedenster Branchen, um sich zu Fachthemen auszutauschen, interessante Kontakte zu knüpfen und neue Ideen zu entwickeln. Im Oktober wurde das Konzept der „Freien“ und „Demokratischen Schulen“ vorgestellt.

Was sind Freie Schulen?

Freie und Demokratische Schulen setzen auf die intrinsische Motivation. Darunter versteht man die innere, aus sich selbst entstehende Antriebskraft eines jeden Menschen. Manche Tätigkeiten macht man einfach gern – weil sie Spaß machen, weil sie sinnvoll oder herausfordernd sind oder einen schlicht interessieren.  Deshalb haben Kinder selbst den Drang, zu entdecken und sich weiterzuentwickeln. Die Schulen setzen auf selbstbestimmtes Lernen, demokratische Mitbestimmung und gegenseitigen Respekt.

So gibt es für die Schülerinnen und Schülern der Freien Schule Brigach im Schwarzwald keinen Stundenplan, sondern lediglich Angebote. Die Kinder bestimmen an der Grund-, Haupt- und Werkrealschule je nach ihren individuellen Interessen und Bedürfnissen das Lerntempo und die Inhalte selbst.

„Wir waren beim ersten Besuch der Schule im Sommer dieses Jahres neugierig, wie dieses Konzept funktioniert“, berichtet Frank Börnard vom Steinbeis-Beratungszentrum impulse.ideen.innovationen. „Die Schülerinnen und Schüler begrüßten uns, führten die Besucher nach einem von ihnen selbst erstellten Plan durch die Schule, erklärten uns das besondere des Konzeptes und beantworteten kompetent und kommunikationsstark alle Fragen.“

Beeindruckend ist die Erfolgsbilanz der kleinen Schule: Alle Abgänger erzielten gute oder sehr gute Noten in ihren Abschlüssen, viele bilden sich gleich an anderen Schulen weiter – ohne dabei Probleme mit der Umstellung auf eine andere Schulform zu haben.

Eine eigene Schülerfirma versorgt Schüler und Lernbegleiter einmal die Woche mit Essen.

Die Schule versteht sich nicht als Konkurrenz, sondern als Ergänzung zum bestehenden Bildungsangebot.

Was hat das mit heimischen Unternehmen zu tun?

„Was wir bei den Schülern gesehen haben, sind Kompetenzen, die bei vielen Unternehmen heute sehr gefragt sind“, sagt Steinbeis-Berater Frank Börnard. „Hoch motiviert, sehr strukturiert, dabei kreativ, neugierig, sozial kompetent, selbstbestimmt und zur Veränderung bereit – in einer Zeit der permanenten und extrem schnellen Veränderung benötigt man solche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Denn disruptive Veränderungen, Digitalisierung, Industrie 4.0, agile Organisation und ständige Weiterentwicklung der eigenen Kompetenz sind überlebenswichtig für die heimischen Firmen.“ In einer Zeit des 3-D-Drucks, der Elektrifizierung des Individualverkehrs, des Wertewandels bei kommenden Generationen und vielen weiteren Entwicklungen im Umfeld, wird die Anpassung zur täglichen Daueraufgabe.

„Deshalb lag es nahe, zu einem Austausch zwischen Freien und Demokratischen Schulen und Unternehmen einzuladen“, so Börnard. Zum viereinhalbstündigen Workshop gehörte dabei auch die Vorführung des Films „Schools of Trust“, der die Schulkonzepte beschreibt.

Wie war das damals in der Schulzeit? Zu Beginn des Workshops erzählten sich die Teilnehmenden, wie sie ihre eigene Schulzeit erlebt haben.
Wie war das damals in der Schulzeit? Zu Beginn des Workshops erzählten sich die Teilnehmenden, wie sie ihre eigene Schulzeit erlebt haben.

Sind die Schülerinnen und Schüler bereit für die Unternehmen?

Im „Forum Personal“ hakten zehn Expertinnen und Experten, vorrangig aus Personalabteilungen größerer Unternehmen der Region, bei den Lernbegleiterinnen und -begleitern, einer anwesenden Schülerin und Fachleuten für Bildung nach: Kommen die Schülerinnen und Schüler nach Jahren der Selbstbestimmung mit den Unternehmen klar? Sind die Abgänger in bestehende Teams integrierbar? Fehlen nicht Kompetenzen, wenn in der Schulzeit immer selbst gewählt wird, was und wann man lernt?

Die Antworten aus dem Bereich der Schule, der Bildungsexperten und der Eltern überzeugten ebenso wie eine anwesende Schülerin der Freien Schule, die über ihren erfolgreichen Abschluss und die weiteren Schritte ihrer Ausbildung an Regelschulen berichtete.

Am Ende der Fragerunde merkten die Vertreterinnen und Vertreter der Unternehmen an, dass sie derzeit zum einen Menschen suchen, die diszipliniert Anweisungen befolgen – zum anderen aber verstärkt auch kreative, eigenverantwortlich handelnde Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Alle Personal-Expertinnen und -Experten sowie Unternehmerinnen und Unternehmer waren beeindruckt vom Potenzial der Schulen gerade in dieser Hinsicht – aber auch von den guten Ergebnissen der Schülerinnen und Schüler. Sie gaben den Fachleuten von den Freien Schulen detailliert Einblick in ihre Anforderungsprofile für die Jobs von morgen.

In Gruppen tauschten sich Expertinnen und Experten aus Unternehmen und Schulen aus. Zum Workshop gehörten auch kreative Aufgaben, um sich dem Thema zu nähern.
In Gruppen tauschten sich Expertinnen und Experten aus Unternehmen und Schulen aus. Zum Workshop gehörten auch kreative Aufgaben, um sich dem Thema zu nähern.

Sind die Unternehmen bereit für die Schülerinnen und Schüler?

Eine andere Frage wurde aber auch gestellt: Wie werden Unternehmen attraktiv für Schülerinnen und Schüler, die sich selbstbestimmt und selbstbewusst ihren Arbeitgeber nach ganz neuen Kriterien aussuchen? Gute Kommunikation über viele Kanäle, transparente Entscheidungsprozesse, flache Hierarchien, klare Angebote zur Weiterentwicklung, gute Arbeitsatmosphäre, Möglichkeiten zur Beteiligung bei Entscheidungen, flexible Arbeitsmodelle, eine offene und kooperative Unternehmenskultur – das waren nur einige Stichworte, die fielen. „Wir haben in dieser Hinsicht noch viel zu tun, aber wir sind schon auf einem guten Weg“, zeigte sich eine Personalverantwortliche zuversichtlich. „Denn wir wissen, dass sich die sehr bald kommenden Herausforderungen anders nicht meistern lassen.“

 

Fazit: Viel voneinander gelernt

Nach intensivem Austausch und gemeinsamem Arbeiten an neuen Konzepten zogen die über 20 Besucherinnen und Besucher am Ende des „Forum Personal“ ein positives Fazit: „Wir haben viel voneinander gelernt und viele Impulse mitgenommen“. Auch das Netzwerken kam – wie immer an der Business School – nicht zu kurz.

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